E.T.A. Hoffmann // in der Reihe: Capriccioso

17.10.2013

E. T. A. Hoffmann, nachts exzentrischer Künstler, exzessiver Punschtrinker und notorischer Kneipengänger, tagsüber treu den Buchstaben des Gesetzes folgender Beamter, verkörperte bereits als Person sein eigenes literarisches Lieblingsmotiv: das gespaltene Ich.

 

Der „lupenreine“ Doppelgänger spiegelte auf schauerliche Weise in phantastischen Meistererzählungen, wie „Der Sandmann“, „Der goldene Topf“ oder „Klein Zaches…“, die zunehmende Entfremdung des Menschen in einer krisenhaft erlebten gesellschaftlichen Umbruchsituation zwischen Restauration und aufkom-mendem Kapitalismus. Real-satirisch brandmarkte er in „Meister Floh“ bereits den deutschen Überwachungs- und Unrechtsstaat. Visionär gestaltet er das blind-machende Faszinosum mechanisch-technischer Geräte als Surrogate für echte zwischenmenschliche Beziehungen.

Macht- und zweckbestimmt, so erlebte der Spätromantiker die Menschen seiner Zeit, Fratzen ihrer selbst. Moderne phantastische Literatur ist ohne ihn nicht zu denken. Zugegeben, Hoffmann hat viel Nicht-Bekömmliches, wenn man mit ihm in den Spiegel schaut und durch ihn die Welt und sich selbst verzerrt wahrnimmt. Vielleicht hilft Hoffmann aber auch dabei, den Blick auf sich selbst und die Welt zu schärfen. Dabei, wohl bekomms!

Es lesen Claudia Rouvel, Rudolf Wenzel und Stylianos Eleftherakis,
für die musikalische Begleitung sorgen
Monika Fughe . Violoncello) und Peter Dahm . Saxofone)

Eintritt12,-€/erm.10,.-€